Mit der ISO 15118 wurde bereits 2014 ein Standard für die Basiskommunikation zwischen Elektrofahrzeug sowie öffentlichen und privaten Ladepunkten geschaffen. Erste Fahrzeug- und Ladeinfrastruktur-Anbieter nutzen heute die dadurch ermöglichten Funktionalitäten wie Plug & Charge. Die Weiterentwicklung der Norm bietet mit den Optionen, mehrere Plug & Charge-Ladeverträge im Fahrzeug zu hinterlegen und Vehicle2Grid (bidirektionales Laden) einen deutlichen Mehrwert für Nutzerinnen und Nutzer rund um das Laden eines Elektrofahrzeugs. Für eine breite Anwendung muss neben der Weiterentwicklung des technischen Elektromobilitäts-systems vor allem sichergestellt werden, dass die Plug & Charge- und Vehicle2Grid-Funktionalitäten zu fairen Wettbewerbsbedingungen verwendet werden können und kein Marktteilnehmer diskriminiert wird.
Gemeinsam haben die AG 5 Verknüpfung der Verkehrs- und Energienetze, Sektorkopplung und die AG 6 Standardisierung, Normung, Zertifizierung und Typgenehmigung eine Roadmap zur Implementierung der ISO 15118 vorgestellt. Darin werden nicht nur die Entwicklungsstände der ISO 15118 mit ihren Teildokumenten ISO 15118-2 und ISO 15118-20 behandelt, sondern vor allem aufgezeigt, was in Hinblick auf die flächendeckende Nutzung der Funktionen Plug & Charge sowie Vehicle2Grid die nächsten Schritte sind. Die Roadmap richtet sich an die betroffenen Marktteilnehmer. Dazu gehören Hersteller von Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur, Ladesäulenbetreiber, E-Mobilitätsdienstleister, Roaming Plattform-Anbieter, Flexibilitäts-Vermarkter/-Dienstleister und Netzbetreiber.
Anpassungen der Norm für Plug & Charge sowie Vehicle2Grid
Für die Funktionen Plug & Charge und Vehicle2Grid wird insbesondere eine verschlüsselte Kommunikation via Public Key Infrastruktur (PKI) benötigt. Die PKI stellt die erforderlichen Zertifikate zur Authentifizierung a) des Ladestromvertrags, b) des Fahrzeugs sowie c) des Ladepunktes zur Verfügung. Darüber hinaus muss die Kommunikation zwischen (1) dem öffentlichen Ladepunkt und dem Back-end des Ladesäulenbetreibers, (2) zwischen dem Back-end des Ladesäulenbetreibers und der Roaming Plattform bzw. dem Back-end des E-Mobilitäts-dienstleisters sowie (3) zwischen dem Back-end des Ladestromanbieters und dem Back-end des Automobilherstellers angepasst werden. Für die Implementierung von Vehicle2Grid sind darüber hinaus weitere Kommunikationsstrecken zu berücksichtigen, was die Herausforderung zusätzlich erhöht.
Plug & Charge als Funktion wird bereits in ersten E-Fahrzeugen und in Ladesäulen angeboten und dient als wettbewerbliches Differenzierungsmerkmal zwischen den Produkten und Dienstleistungen.
Sicherstellung einer fairen wettbewerblichen Nutzung
Der Mehrwert der ISO 15118-Funktionalitäten kann für Nutzerinnen und Nutzer dann vollständig gewährleistet werden, wenn die Marktteilnehmer für ihre Produkte und Dienstleistungen die technischen Möglichkeiten der ISO 15118 durchgängig und zu fairen wettbewerblichen Bedingungen nutzen können.
Aktuell gibt es fünf Themenbereiche, die noch zu bearbeiten sind. Dazu gehören (1) der einfache Wechsel zwischen bzw. das einfache Hinterlegen von Ladestromverträgen, (2) die Nutzung der implementierten Plug & Charge-Funktion unter fairen Wettbewerbsbedingungen, (3) die gleichberechtigte Nutzung der Public Key Infrastrukturen durch die Markteilnehmer, (4) die Möglichkeit, die Flexibilität der Fahrzeugbatterie frei wählbaren Flexibilitäts-Aggregatoren zur Vermarktung zur Verfügung zu stellen sowie (5) die Bereitstellung von Informationen, wie die neuen Mehrwertdienste mit einem Fahrzeug genutzt werden können.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppen 5 und 6 der NPM haben Empfehlungen abgegeben, um die Möglichkeiten, die mit die ISO 15118 geschaffen wurden, zeitnah und vollständig im Markt etablieren zu können. Dazu gehören neben der Sicherstellung fairer wettbewerblicher Bedingungen, ein klarer Normungs-Entwicklungspfad, eine Updatefähigkeit von Elektrofahrzeugen und Ladesäulen auf neue Standards, die Berücksichtigung der Interoperabilität auf europäischer Ebene sowie das Monitoring der flächendeckenden Umsetzung durch die Branchenorganisationen.
Der Bericht steht ab sofort auf der NPM-Website www.plattform-zukunft-mobilitaet.de zum Download zur Verfügung.
Über die NPM – Nationale Plattform Zukunft der Mobilität
Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität bringt Experten aus Politik, privatem Sektor, Verbänden, Forschungseinrichtungen und NGOs zusammen, um Konzepte für eine nachhaltige, umwelt- und klima-gerechte, bezahlbare und wettbewerbsfähige Mobilität in Deutschland zu entwickeln. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Henning Kagermann erarbeiten sechs Arbeitsgruppen technologieneutral verkehrsträger-übergreifende Handlungsempfehlungen an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
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Referentin Kommunikation
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