Die Arbeit der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität endete mit der Legislaturperiode des 19. Deutschen Bundestages.
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Newsletter-Beitrag

Februar 2020

Die NPM in der Debatte

Parlamentarischer Abend Sicherung des Mobilitäts- und Produktionsstandorts Deutschland

Der Mitte Januar veröffentlichte Zwischenbericht zu den Auswirkungen des Mobilitätswandels auf die Beschäftigungsstruktur in Deutschland hat die öffentliche Debatte angeregt. Ein Extremszenario mit der Gefährdung von bis zu 410.000 Arbeitsplätzen durch den Ausbau der Elektromobilität bei steigender Automatisierung sorgte für Schlagzeilen und erhitzte die Gemüter. Entsprechend groß war das Interesse am Parlamentarischen Abend zur Sicherung des Mobilitäts- und Produktionsstandorts Deutschland unter den 220 Gästen.

Prof. Dr. Henning Kagermann, Vorsitzender des Lenkungskreises der Plattform, stellte die Komplexität und Emotionalität des Themas und die breite Relevanz der Mobilitätswende für jede und jeden von uns heraus. Das Spannungsfeld zwischen Chancen und Herausforderungen bewege Politik, Wirtschaft, Verbände und die Menschen in unserem Land gleichermaßen. Daher sei es besonders wichtig, dass die NPM breit aufgestellt der kontroversen Diskussionen aller Interessengruppen Raum gibt. Indem Verbraucherbedürfnisse sowie eine bedarfsgerechte und gleichwertige Versorgung berücksichtigt werden, könne die Veränderungsbereitschaft gestärkt und die Zunahme der Lebensqualität durch neue Mobilitätsformen im Alltag spürbar werden.

Er mahnte an, den Wandel der Mobilität mit einem langen Wirkungshorizont über 2030 hinaus zu betrachten. Grundsätzliche Annahmen, wie beispielsweise über das Käuferverhalten, sollten immer wieder überprüft werden, um agil und bedarfsgerecht nachsteuern zu können.

„Um ein großes Rad zu drehen, gilt es, berechtigte Partikularinteressen mitunter zurückzustellen“, so Prof. Dr. Henning Kagermann. (Bildquelle: NPM)

Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, bekräftigte das große Interesse und die Wertschätzung in der Bundesregierung an den Arbeiten der NPM. Die Fragen der Zukunft der Mobilität und Sicherung der Beschäftigung und Qualifizierung der Beschäftigten in Deutschland seien von entscheidender Bedeutung für die gesamte Gesellschaft.

Er betonte, die NPM würde hierfür wertvolle Arbeit leisten. In der notwendigen Diskussion seien auch kritische Beiträge durchaus willkommen. Nur so könne die breit angelegte NPM wichtige Beiträge leisten. Hierbei sei es notwendig, dass die Plattform über Verkehrsträger hinweg breit aufgestellt sei. Nicht nur das Automobil müsse in den Blick geraten, sondern alle Verkehrsträger müssten ihren Beitrag für den Klimaschutz und die Beschäftigung leisten. Die Bundesregierung investiere so viel wie nie zuvor in den Radverkehr, in den Ausbau und die Digitalisierung der Bahn, in Planungsbeschleunigung und die Unterstützung der Kommunen bei Finanzierungslücken, zum Beispiel zur Förderung von „Park and Ride“-Plätzen. Viele dieser Maßnahmen sollen den Umstieg vom Auto auf andere Verkehrsträger attraktiver machen.

„Deutschland ist auf einem guten Weg, muss aber besser werden im Eigenmarketing, um sich als Qualitätsstandort für Mobilitätslösungen der Zukunft zu positionieren,“ so BM Andreas Scheuer. (Bildquelle: NPM)

Die anschließende Paneldiskussion drehte sich nochmals um die Auswirkungen des Strukturwandels auf die Beschäftigung in den etablierten Industrien. Mitglieder der Arbeitsgruppe 4 und des BMVI diskutierten unter der Moderation von Alfons Frese, Redakteur des Tagesspiegels.

Dr. Ariane Reinhart, Personalvorstand der Continental AG und Leiterin der Fokusgruppe Strategische Personalplanung und -entwicklung, betonte die Bedeutung einer gründlichen Erhebung der Bedarfe, um eine adäquate Personalplanung und zielgerichtete Qualifizierungsmaßnahmen sicherzustellen. Da insbesondere bei KMU oft nicht die nötigen Ressourcen vorhanden seien, um eine strategische Personalplanung und -entwicklung zu betreiben, sollen regionale Kompetenzhubs Wissen und Know-how anbieten.

Anknüpfend an Strategiegespräche, die bereits in fast allen Bundesländern stattfinden, sollten nun zeitnah neue Konzepte für Qualifizierungsangebote in ersten Pilotprojekten mit Kompetenzhubs entstehen, bei denen Unternehmen und Gewerkschaften, der Bundesagentur für Arbeit und Bildungsträger zusammenarbeiten. Regionale Besonderheiten müssen entsprechend berücksichtigt werden.

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall und Leiter der AG 4 sprach sich dafür aus, dass insbesondere Regionen, deren Wertschöpfung bisher vom Verbrennungsmotor geprägt waren, sich als gesamte Region gemeinsam auf den Weg machen und auch für das Finanzierungsproblem Antworten finden müssten. Es brauche eine Art Venture Capital nicht nur für Start-ups, sondern auch für den Wechsel von Geschäftsmodellen bestehender Betriebe. Bei der Mobilitätswende müsse allen Beteiligten klar sein, dass sich Klimaschutz nicht gegen Beschäftigung und Wachstum richte, sondern auch große Beschäftigungspotenziale biete. Daher gelte auch aus Perspektive der Arbeitnehmervertretung: Wir wollen mitmachen.

Mit Blick auf die Batteriezellproduktion berichtete Thilo Brückner, Geschäftsführer der VDMA EMINT, dass theoretisch die gesamte Wertschöpfung bereits durch deutsche und europäische Hersteller abgebildet werden könne. Es fehle allerdings an Wettbewerbsfähigkeit. Unter passenden Rahmenbedingungen könnten in der Batteriezellproduktion 150.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Auch seitens des Bundesverkehrsministeriums wird der Hebel im gemeinsamen Gestalten der Herausforderungen gesehen. Dr. Klaus Bonhoff, Abteilungsleiter für Grundsatzangelegenheiten des BMVI betonte, dass sich dabei niemand auf Einzelpositionen zurückziehen dürfe.

Abschließend äußerte Prof. Dr. Henning Kagermann die Hoffnung, dass der aktuelle Zwischenbericht den nötigen Adrenalinschub bewirkt habe, um bald aktiv etwas zu tun.

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